Segelfliegen - wie einst der Traum zur Realität wurde

"Es wird seinen ersten Flug nehmen der große Vogel vom Rücken des Hügels aus, das Universum mit Verblüffung, alle Schriften mit seinem Ruhm füllen. Und ewige Glorie dem Ort, wo er geboren ward.“
Leonardo da Vinci, 1497

Die Geschichte der Fliegerei begann mit der Beobachtung der Natur (Vögel, Insekten) und dem Traum vom Fliegen.

Leider hat Leonardo da Vinci seinen Traum vom Fliegen nie verwirklichen können.
Heute weiß man, das es dem Menschen einfach nicht gegeben ist, sich mit seiner Muskelkraft allein und ohne weitere technische Hilfsmittel in die Lüfte zu erhaben.
Dädalus und Ikarus sollen es in der griechischen Sage ja geschafft haben und ihr 1. Leistungsflug wurde, wie die Sage weiter erzählt, nur durch die Kraft der Sonne begrenzt, die dem etwas riskanter fliegenden Ikarus das Flügelwachs erweichte und ihn so ins Meer stürzen ließ. Sein vorsichtiger agierender Vater Dädalus soll angekommen sein. Aber weiß man’s?

Die Parallelen zur heutigen Zeit sind unübersehbar. Nicht Da Vinci, sondern Lilienthal erkannte, dass ein Mensch nur mit der Segelflugkomponente des Vogelflugs ohne weitere Antriebskraft zum Fliegen kommen kann. Er hat dies mit seinem Flugapparat zuerst vom Gartenzaun, später von jeder geeigneten Erhöhung ausprobiert. Bereits ab 1891 gelangen ihm weitere Sprünge mit 25 und dann Flüge bis 250 Meter. Zwar hatte er immer noch die Idee, es auch mit dem “Flügelschlagapparat“ zu versuchen.
Doch er kam nicht mehr dazu: Im August 1896 führte eine “Sonnenboe“ zum Absturz, dem er 2 Tage später erlag. Und genau die meteorologische Erscheinung, der wir heute unsere Segelflugmöglichkeiten verdanken, die Thermik, beendete fatalerweise seinen Traum vom Fliegen.

Schwingflüglerversuch von 1902

Beim 1. Gummiseilstart am 4.9.1920 auf der Wasserkuppe flog W. Klemperer beim 3. Versuch 1830 m bis zum Tränkhof.

Die ersten Akaflieg (Akademische Fliegergruppen) fanden sich 1922 zur idaflieg (Interessengemeinschaft Deutscher Akademischer Fliegergruppen) zusammen. Ziel war es innovative Ideen und durch deren Verwirklichung dem Flugzeugbau neue Impulse zu geben. Sie sollte dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch und der Vertretung nach außen dienen. Bald entwickelten sich erste Verfahren zur Beurteilung von Flugeigenschaften und Flugleistungen. Akafliegs gab es in Aachen, Berlin, Braunschweig, Darmstadt, Esslingen, Hannover, Karlsruhe, München und Stuttgart.

1930 Gründung der ISTUS (Internationale Studienkommission für den motorlosen Flug) in Darmstadt durch 9 Nationen:
Deutschland, Frankreich, Italien, Holland, Spanien, Belgien, Ungarn, England und USA.

1948 wurde unter der Nachfolgegründung OSTIV (Technische und Wissenschaftliche Organisation des Internationalen Segelflugs) die Arbeit der früheren ISTUS wieder aufgenommen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Fliegerei in Deutschland verboten, 1951 der Segelflug wieder erlaubt und im August erfolgte die Neugründung der idaflieg.

Segelfliegen – für uns Menschen die naturverbundenste Art des Fliegens

Fliegen mit der Kraft der Sonne, dahingleiten wie ein großer Vogel, die Verwirklichung unseres Traums vom Fliegen. Nach der rasanten Entwicklung in der Fliegerei besitzen wir heute alles um unseren Traum vom Fliegen zu verwirklichen:

Segelflug_Foto: LSC Dornier e.V.

1.) Wir fliegen sicher durch unsere fundierte Flugausbildung in Theorie und Praxis, mit einem Wissensstand weit über das Normalmaß hinausgehend.

2.) Wir besitzen Segelflugzeuge, mit denen traumhafte Flugleistungen erreichbar sind!
Höhenweltrekord im Segelflug 15000 m
Streckenrekord über 3000 km
Dauerweltrekord von Ernst Jachtmann 1943 mit 55:52:50 Std. im Segelflugzeug-Einsitzer

3.) Wir fliegen mit Sonnenenergie!
Abgesehen von dem geringen Energieverbrauch für den nur ca. 1,5-minütigen Windenstart, die von uns bevorzugte Startart, fliegen wir mit unseren speziellen Flugtechniken, unserem Können und der natürlichen Thermik im Himmel, dem durch die Sonnenwärme initiierten Aufwind und dies mitunter stundenlang.

4.) Wir erreichen beeindruckende Flughöhen durch die Ausnutzung von meteorologischen Wellenerscheinungen z.B. Föhn im Alpenvorland.

5.) Wir erschließen uns die einzigartig schöne Natur aus neuen, faszinierenden Perspektiven beim Blick vom Himmel auf unsere Erde, die den meisten erdgebundenen Menschen verborgen bleiben.

6.) Segelfliegen bedeutet für uns:
• lautloses Dahingleiten am Himmel
• spielen mit unsichtbaren Naturkräften, der Thermik und den meteorologischen Erscheinungen
• Einsatz unserer ganzen Leistungsfähigkeit im Bewusstsein unserer menschlichen Grenzen
• die Freiheit und Faszination wie ein Vogel über unsere einzigartige Erde fliegen zu können